Ein Beitrag aus dem LexiKalk
Kalk besaß zwei Leitindustrien, die metallverarbeitende – und die chemische Industrie. Die meisten Beschäftigten waren in der Metallbranche beschäftigt. Aber es gab auch bis zu zehn chemische Fabriken in Kalk. Eine kleinere aber mit großen Emissionen war die Glycerinfabrik von Dr. Hugo Flemming auf der Kalker Hauptstraße 199 (früher bei alter Zählung Nr. 165). Flemming, der vorher bei der CFK gearbeitet hatte, machte sich 1874 mit seiner Fabrik selbständig. Er kaufte die Zuckerrübenreste bei den Zuckerfabriken auf und ließ sie zu Rohmelasse vergären. Die Maische wurde dann zu Glycerin destilliert. Das stank. Das Endprodukt wurde in der Nahrungsmittelindustrie, für Salben und Cremes, als hydraulische Flüssigkeit und für die Sprengstoffindustrie (Nitroglycerin) benötigt.
Gegen die im Mai 1875 erteilte Konzession, die trotz vieler Widersprüche erteilt wurde, klagten viele Bewohner, die dort Häuser und Grundstücke besaßen. Endgültig wies der Handelsminister im August 1875 alle Einsprüche zurück und erteilte die endgültige Genehmigung.
In seiner kleinen aber mit großem Gestank verbundenen Fabrik arbeiteten im Schnitt zehn Arbeiter. Nach dem Ersten Weltkrieg schloss der Betrieb. Die Nachbarn atmeten im wahrsten Sinne auf. Heute ist hier durch die Entkernung und Hinterlandauflockerung ein schöner Park mit Kinderspielplatz entstanden.