Bevor wir mit den Porträts loslegen, müssen wir noch einmal eine Runde drehen. Auf der Kalker Hauptstraße, aber auch gedanklich – denn schon während der Vorbereitung wird deutlich, dass die eigentliche Challenge woanders liegt.
Die Anfrage
Im Juni kommt die erste Mail von der Aktion Agrar. Kollegin B. aus Aachen habe mich empfohlen, ob ich mir vorstellen könne, eine Woche ohne Supermarkt mit Texten zu begleiten. „Kann ich mir vorstellen“, antworte ich, „ich bin allerdings ab morgen erst einmal zwei Wochen in Frankreich. Wollen wir danach telefonieren?“ Während der Reise geht mir das Projekt durch den Kopf. Die vorgeschlagenen Themen wie Schnippeldisko, Solawi und Biokiste sind, um ganz ehrlich zu sein, nicht wirklich mein Ding. Und mit Supermärkten selbst habe ich mich ausführlich in meinen Kas|sen|zet|teln beschäftigt. Aber während wir in der französischen Provinz immer wieder verwaisten Markthallen begegnen, den Leerstand in den Innenstädten nicht übersehen können und gezwungenermaßen in den üppigen Supermarchés in den Industriegürteln einkaufen, wird plötzlich deutlich, was mich in diesem Fall wirklich interessiert: Das, was noch da ist!
Der Plan
Also dann die Supermarkt-Challenge in Köln-Kalk. Eine Woche darüber schreiben, wie und wo man auch in der Stadt ohne Discounter und Vollsortimenter auskommen kann. Keine wirklich große Herausforderung, denke ich, vor Ort gibt es ja noch Alternativen. Also schreibe ich ein kleines Konzept, suche mir ein paar Adressen zusammen und mache mir einen Zeitplan. Montag vor dem Start der Supermarkt-Challenge müsste reichen, plane ich, um alles in Ruhe vorproduzieren zu können. Die Kaffeerösterei, in der die Bohnen in sorgsam polierten Messingschalen abgewogen werden, die Bäckerei, deren Inhaber ich als Produzenten, Nachbarn und Aktivisten schätze, die Metzgerei, in der ich meine Salsiccia kaufe, und der Fischladen, in dem ich mal eine Tüte Knurrhahn für die beste Fischsuppe in die Hand gedrückt bekam. Zufrieden schaue ich auf meine Liste – alles Geschäfte, bei denen ich ein grundlegend gutes Gefühl habe.
Die Bäckerei
Der Bäcker sollte ja nun wirklich kein Problem sein, denke ich. Den Laden kann ich quasi schon von meiner Wohnung aus sehen, wir sind befreundet und außerdem kommt er jeden Tag mit seinem Hund an meiner Haustüre vorbei. Da begegnet sich man ohnehin ständig. Ich nehme mir vor, ihn bei so einer Begegnung anzusprechen und in der Tat laufen wir uns am nächsten Tag über den Weg. Aber da hat er den Hund dabei und ich das Kind. Das versteckt sich hinter mir, weil der Hund etwa genauso hoch ist.
Zuhause schreibe ich eine E-Mail.
„Lieber E., hast du in den nächsten Tagen mal kurz Zeit für mich? Ich würde dir gerne ein Projekt vorstellen. Gerne früh! 🙂 Grüße J.“
„Gern, lieber Johannes, morgen 7.30? Liebe Grüße E.“
Diese Reihe ist Teil der „Supermarkt-Challenge“, einer Initiative der Aktion Agrar, die mit Kampagnen, Hintergrundrecherchen und Mitmach-Aktionen das Verhältnis der Menschen zu ihren Lebensmitteln verändern wollen. Eine Woche lang, vom 19. bis zum 26. Oktober, verzichten die Teilnehmer*innen der Challenge bewusst auf den Einkauf in Supermärkten und Discountern und werden dabei mit Tipps und Rezepten unterstützt.