B = Bahnhof Kalk

Ein Beitrag aus dem LexiKalk

Ein Blick aus der Vogelperspektive auf Köln-Kalk zeigt ein einzigartiges Muster in der kartographierten Landschaft. Kalk wurde durch drei Eisenbahnlinien in ein großes, unregelmäßiges Dreieck gezwungen. Obwohl sich in Kalk Industrieunternehmen von Weltgeltung ansiedelten, tausende Menschen aus dem Kölner Umland dort Arbeit fanden und täglich in ihre Wohnorte, vor allem im Bergischen Land und dem Siegerland pendelten, wurde Kalk, bis 1910 eine eigenständige Stadt, von der Bahn stiefmütterlich behandelt.

Immerhin wurde im Juni 1886 der Bahnhof Kalk Süd auf Vingster Gebiet in Betrieb genommen, dafür wurde der Bahnhof Kalk Nord „wegen seiner Bedeutungslosigkeit” geschlossen. Kalk Süd war ein – bahnfachsprachlich korrekt – Inselbahnhof, der zwischen den Strecken Deutz – Gießen lag. Das im klassizistisch-kaiserlichen Stil erbaute Gebäude bestand nur rund 20 Jahre und wurde 1907-1908, weil die Bahngleise auf Bahndämme gelegt wurden, durch einen neuen, prächtigen Bahnhof ersetzt, der am 20. Mai 1909 eröffnet wurde. Dieser war in einen Personenbahnhof mit 2 Bahnsteigen, einigen Aufstellgleisen und weiteren technischen Bahnanlagen strukturiert.
Für die Mehrheit der Kalker Bevölkerung war der neue Bahnhof eine Provokation, weil er für die meisten ungünstig lag. Er war zu weit südlich und auf der falschen Seite des Bahndammes erbaut worden. Die Kalker mussten einen Umweg über die Rolshover Straße und eine Unterführung gehen, um zum Zug zu kommen. Von dem einst prächtigen Neubau blieb nach einem Luftangriff 1944 nur wenig übrig. Auch die Ruinen wurden immer wieder bis Kriegsende getroffen. Den unscheinbaren Nachkriegszweckbau aus den 60er Jahren vernachlässigte die Bahn mehr und mehr; 1978 schloss die Fahrkartenausgabe.

Durch den Ausbau des S-Bahnnetzes in Köln bekam Kalk nun den S-Bahn- Haltepunkt Köln Trimbornstraße, durch den auch der ICE-Verkehr rauscht. Im Juni 1991 schloss der Bahnhof Köln Kalk seine Türen für immer, alle bahnspezifischen Bauten und technischen Einrichtungen wurden entfernt. Drei terrakottafarbene Fassaden-Schmuckelemente erinnern denjenigen, der ganz genau hinschaut, an einer unscheinbaren Stelle an die wenig rühmliche Geschichte vom Kalker Bahnhof.

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